Den Ursprung hat der Begriff „Narzissmus“ im Griechischen, genauer gesagt leitet er sich aus der griechischen Mythologie ab. Der Hintergrund ist die Erzählung von Narziss. Narziss war ein ansehnlicher junger Mensch, der sich bei der Betrachtung seiner selbst im Wasser in sein Spiegelbild verliebte. Als er wegen der größeren Liebe zu sich selbst die Liebe einer Nymphe abgewiesen hat, wurde aus dem Narziss eine Narzisse.
Die Bezeichnung Narzisst wurde vom fachkundigen Psychologen Sigmund Freud in die psychologische Sprache integriert. Anfangs bestand ein Zusammenhang mit Homosexualität. Erst einige Zeit danach verwendete Freud Narzissmus in Verbindung mit der psychologischen Entwicklungsstufe bei Menschen.
Übergroße Selbstbezogenheit bzw. übertriebene Selbstbewunderung ist der Kontext, in dem heute Narzissmus gebraucht wird. Eine Person hält sich für wichtiger und wertvoller durch seine Selbstbewunderung, im Vergleich zur Wahrnehmung anderer.
Und so hat der Begriff Narzisst oder Narzissmus sowohl im pathologischen als auch im alltäglichen seinen Gebrauch gefunden. Die Begriffsnutzung hat sich neben der Psychologie auch in die Bereiche der Sozialwirtschaft, Philosophie und Kulturwissenschaft ausgedehnt. Die Frage „Was ist Narzissmus“ ist somit geklärt.
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Die diagnostische Einstufung von Narzissmus erfolgt im ICD-10 und DSM-5. Es handelt sich um eine anerkannte psychische Störung. Zu den Erkennungsmerkmalen gehören ein überhöhtes Selbstbild, fehlende Empathie und das starke Verlangen nach Bewunderung. Die Art und Weise, wie Kritik empfunden wird, ist äußerst problematisch, da ein stetiges Überlegenheitsgefühl vorherrschend ist.
Behandlung von Narzissmus
Als Persönlichkeitszug kann Narzissmus nicht im konventionellen Sinne geheilt werden. Dennoch gibt es bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung Behandlungsansätze, unter anderem durch Medikamente und/oder Psychotherapie. Medikamente werden vor allem dann in Erwägung gezogen, wenn zeitgleich eine depressive Erkrankung diagnostiziert wird.
Umgang mit Narzissten
Der Umgang mit Narzissten kann unter Umständen erfordern, sich Hilfe von außen zu suchen und sich nicht abkapseln zu lassen. Zu den Strategien im Umgang mit Narzissten zählen beispielsweise klare Grenzen setzen und das Selbstbewusstsein stärken und aufrechterhalten. Es kann hilfreich sein, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, um sich zu schützen.
Ursachen
Als Ursachen können genetische Faktoren und frühe Lebenssituationen infrage kommen. In der Kindheit könnten es mangelnde Aufmerksamkeit oder Zuwendung sein oder ein übertriebenes Maß an Verwöhnung, damit ein Kind eine narzisstischen Persönlichkeitsstörung entwickelt. Ursächlich könnten Erziehungsstile sein, bei der es an emotionaler Wärme mangelt.
Während der Persönlichkeitsentwicklung und dabei oft im frühen Erwachsenenalter kann es sein, dass sich eine narzisstische Störung manifestiert. Gerade in Verbindung mit einem instabilen Selbstwertgefühl oder beim Umgang mit Kritik und Misserfolgen. Es könnten die Gründe in soziokulturellen Faktoren liegen. Der Fokus auf die vollkommene Selbstdarstellung könnte vermutlich eine Rolle spielen. Dieser Bereich ist aber nicht genau erforscht.
Bei Kindern
Eine narzisstische Neigung bei Kindern könnte in dem Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung liegen. Dabei versuchen Kinder stark danach, Lob zu erhaschen und immer im Mittelpunkt zu sein. Das Fehlen von Empathie mag eine weitere Tendenz zu Narzissmus bei Kindern sein. Bei mangelndem Einfühlungsvermögen sind das Verständnis und Mitgefühl für die Emotionen und Bedürfnisse von Mitmenschen nicht oder wenig vorhanden.
Ein weiterer Aspekt ist übertriebenes Wichtigkeitsgefühl auf die eigene Person bezogen. Das Kind neigt zum Beispiel dazu, sich extrem überlegen zu fühlen, während es von anderen erwartet, seine Wünsche erfüllt zu bekommen. Damit in Verbindung steht nicht selten manipulatives Verhalten in der Form, andere für die eigenen Vorteile zu nutzen und über andere zu dominieren. Kritikannahme, Zurückweisung sind zwei empfindliche Punkte. Bei Misserfolgen folgt oft übermäßiger Frust, der sich in unangemessenen Wutausbrüchen verkörpern kann. Um einer narzisstischen Neigung entgegenzuarbeiten ist es von Bedeutung, Empathie zu fördern. Die Stärkung sozialer Kompetenzen ist eine weitere präventive Maßnahme. Beeinflusst ein narzisstisches Verhalten das alltägliche Leben und beeinträchtigt damit das Kind, empfiehlt es sich, professionelle Hilfe durch einen Therapeuten oder Psychologen in Anspruch zu nehmen.
(Bildquelle: Pixabay.com – CC0 Public Domain)