Ein betriebliches Gesundheitsmanagement beugt vor
Es gibt viele Gründe warum Mitarbeiter in Unternehmen trotz Krankheit zur Arbeit gehen. Da wäre die Angst vor einer Kündigung, aber auch der Druck, seine Aufgaben nicht fristgerecht bewältigen zu können. Dieses Phänomen nennt man in der Forschung Präsentismus. Zum einen versteht man darunter den unternehmerischen Blick auf die mit Studien belegte Tatsache, dass Firmen viel mehr finanzielle Einbußen durch Mitarbeiter haben, die trotz Krankheit zur Arbeit kommen, als Mitarbeiter die „blau machen“. Zum anderen versteht man darunter die schädigende Eigendynamik, die eine Unternehmenskultur bekommen kann, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, sie dürften nicht krankheitsbedingt ausfallen. Beide Sichtweisen sind Gründe, warum Unternehmen dieser Entwicklung bewusst entgegensteuern sollten.
Unternehmen sind dafür verantwortlich eine Kultur des Vertrauens zu schaffen
Von Präsentismus betroffene Menschen leisten trotz gleicher Arbeitszeit weniger als „gesunde“ Mitarbeiter, zudem liegen die Ursachen meist in der Unternehmensführung – das System krankt – weshalb jedes Unternehmen regelmäßig eine Bestandsaufnahme durchführen sollte. Diesen Praxistipp geben auch die Autoren des Reviews „Präsentismus: Ein Review zum Stand der Forschung“, herausgegeben von der Bundesanstalt für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (baua). Es gilt nicht nur Buch darüber zu führen, wie oft und warum Mitarbeiter gefehlt haben:
Fehlzeitenstatistiken und Unfallzahlen müssen zukünftig ergänzt werden durch Kennzahlen, die verlässliche Angaben zum Gesundheitszustand und zu seinen betrieblichen Bedingungen und Folgen machen.
Unternehmen müssen eine Unternehmenskultur etablieren, in der man nicht nur auf bloße Fallzahlen schaut, sondern auch versucht zu verstehen, wie die Produktivität, die Zufriedenheit und die Gesundheit der Mitarbeiter im Verhältnis zueinander stehen.
Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Präsentismus-Prävention
Was können Unternehmen also ganz praktisch tun? Die Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) gibt in ihrem Handbuch „Präsentismus: Verlust von
Gesundheit und Produktivität“ (Stand 7/2013) ganz konkrete Tipps:
- Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern finanzielle Sicherheit gewährleisten, so dass Existenzangst keine Motivation zum Präsentismus wird.
- Arbeitsplanung so gestalten, dass Mitarbeiter nicht chronisch im Stress sind und ihre Aufgaben möglichst eigenverantwortlich und stressfrei abarbeiten können
- Eine Unternehmenskultur die den einzelnen Menschen wertschätzt und keine Kultur der Angst fördert. So achten Mitarbeiter auf die eigene und die Gesundheit der Kollegen.
- Führungskräfte dahingehend schulen, dass sie mitarbeiterorientiert agieren, d.h. mit ihren Mitarbeitern arbeiten, nicht gegen sie.
Um diese Handlungsempfehlungen strukturiert und zielorientiert umsetzen zu können, bedarf es eines Plans. So gibt es die Empfehlung ein gesundheitliches Betriebsmanagement in das Unternehmen zu integrieren. Informationen hierfür erhalten Sie im Praxisleitfaden der UBGM. In den Themenfeldern Unternehmenskultur, Personal- und Organisationsentwicklung, Gesundheitsförderung, Personalpflege sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz können betriebsinterne Untersuchungen durchgeführt werden, um mögliche Ursachen für Präsentismusfälle, aber auch den Absentismus zu identifizieren. In regelmäßigen Schulungen werden Mitarbeiter für dieses Thema sensibilisiert, durch Befragungen der Arbeitnehmer können sich Abteilungsleiter ein Bild von der Stimmung in verschiedenen Teams und Abteilungen machen und so ein differenziertes Bild erarbeiten.
Mitarbeiterbefragung als erstes Mittel des Gesundheitsmanagements
Die iga empfiehlt als eine der wichtigsten Maßnahmen die Methode der Mitarbeiterbefragung:
So werden Arbeitnehmer z.B. nach Fehlzeiten und deren Ursachen
– Krankheit oder andere – gefragt oder auch danach, wie sehr sich
nach eigener Einschätzung die wahrgenommenen Gesundheitsprobleme
in den vergangenen sieben Tagen auf die eigene Produktivität
während der Arbeit ausgewirkt haben.
In einem Unternehmen mit messbarer Produktivität, beispielsweise in der Produktion im Schichtdienst, könne man hingegen objektivere Methoden wählen. In Dienstleistungsbetrieben sei das aber meist nicht möglich. Deshalb müsse man sich selbst ein Bild von den Mitarbeitern machen und zuhören. Sind Abteilungsleiter und Vorgesetzte offen für Kritik und die Selbstreflektion, dann lässt sich nach und nach eine gesunde Unternehmenskultur mit zufriedenen Mitarbeitern erarbeiten.
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